Schwarzkehlchen - Saxicola rubicola
Diese Schwarzkehlchen konnte ich in seinem typischen Habitat in Binningen diesen Herbst beobachten. Gerade da der Bestand an Brutpaaren bei uns nicht sehr gross ist, hat mich diese Beobachtung sehr gefreut.
Beschreibung
Das Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) ist ein kleiner Singvogel aus der Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae), etwa 11–13 cm lang und 13–17 g schwer.
Männchen (Brutkleid): Schwarzer Kopf, Kehle und Oberbrust, auffälliger weißer Halsring, weißliche Flügelbasis und ein heller Bürzelfleck, Brust leuchtend rost-orange, Bauch heller, Oberseite dunkel braun-schwarz.
Weibchen: Insgesamt deutlich matter, braun gestrichelte Oberseite, bräunlich-beige Brust ohne scharfe Kontraste, Weißanteile an Hals und Flügeln reduziert.
Jungvögel: Stark gescheckt/bräunlich, anfangs eher an Braunkehlchen erinnernd, ohne den klaren Schwarz-Weiß-Kontrast der Altvögel.
Typisch ist das ständige „Wippen“ auf exponierten Sitzwarten (Zaunpfähle, Disteln, Schilfhalme) und der harte, an zwei aneinander geschlagene Kieselsteine erinnernde Ruf „tack-tack“.
Lebensraum / Habitat
Das Schwarzkehlchen ist ein Vogel offener, strukturreicher Landschaften: Bevorzugt Ödland, Brachen, extensiv bewirtschaftete Wiesen, Hoch- und Übergangsmoore, Wegränder und Feldraine mit eingestreuten Büschen oder Stauden. Wichtig sind niedrige Sitzwarten (Zaunpfähle, Sträucher, hohe Kräuter) für Ansitzjagd und Reviergesang.
In der Schweiz kommt die Art v. a. im Mittelland, im Alpenrheintal und einzelnen Flusstälern mit Resten extensiven Kulturlands vor, häufig in speziellen Schutzgebieten (z. B. Rietgebiete, Brachen-Schwerpunkte). Die Verbreitung hat sich seit den 1980er-Jahren deutlich erweitert, ist aber weiterhin lückig und an geeignete Restlebensräume gebunden.
Ernährung
Hauptnahrung sind Insekten und andere Wirbellose (z. B. Käfer, Fliegen, Heuschrecken, Larven, Spinnen). Im Herbst/Winter werden ergänzend Beeren und Samen aufgenommen. Die Art jagt überwiegend ansitzend: vom Zaunpfahl oder Strauch aus stürzt sie kurz zu Boden, erbeutet Beute und fliegt wieder zurück.
Verhalten & Brutbiologie
In der Schweiz Standvogel und Kurzstreckenzieher – viele Vögel überwintern in klimatisch begünstigten Lagen Mitteleuropas, teils verbleiben sie in den Brutgebieten; andere ziehen in den Mittelmeerraum/Nordafrika.
Revierverhalten: Männchen sitzen auffällig exponiert und singen, verteidigen das Revier energisch.
Brutzeit: ungefähr März bis August, meist 2 Bruten, in warmen Lagen teils 3.
Nest: Tiefes, gut verstecktes Napfnest am Boden oder knapp darüber in dichter Vegetation (Grasbüschel, niedrige Stauden, Böschungen).
Gelege: typischerweise 4–6 Eier, Brutdauer etwa 13–14 Tage, Nestlingszeit rund 13–16 Tage. Beide Eltern füttern die Jungen, die nach dem Ausfliegen noch einige Tage begleitet werden.
Die Art ist überwiegend monogam, doch sind Revierwechsel und Partnerwechsel zwischen den Bruten möglich.
Gefährdungslage in der Schweiz
Rote-Liste-Status: In der aktuellen Schweizer Roten Liste der Brutvögel (Stand 2010) wird das Schwarzkehlchen noch unter dem damaligen wissenschaftlichen Namen Saxicola torquatus geführt und als NT – potenziell gefährdet eingestuft.
Global wird Saxicola rubicola von BirdLife/IUCN als Least Concern (nicht gefährdet) eingestuft, da die europäische Population mit mehreren Millionen Individuen groß und insgesamt stabil bis zunehmend ist.
Bestandsgrößen und -trend in der Schweiz
Die Schweizer Brutpopulation wird für den Zeitraum 2013–2016 auf etwa 1 500–2 000 Brutpaare geschätzt.
Frühere Schätzungen gingen noch von rund 500 Brutpaaren aus; der Bestand hat sich seither also deutlich erhöht.
Der Brutbestandsindex der Schweizerischen Vogelwarte zeigt beim Schwarzkehlchen seit den 1990er-Jahren einen klar zunehmenden Trend, parallel zur Ausbreitung in neue Gebiete.
Trotz der positiven Entwicklung gilt die Art aufgrund ihrer Bindung an selten gewordene extensive Lebensräume weiterhin als empfindlich gegenüber Landschaftsveränderungen.
Regionale Unterschiede
Mittelland: Viele Vorkommen in Schutzgebieten und auf extensiv bewirtschafteten Flächen (z. B. Riedgebiete, Buntbrachen-Schwerpunkte). In einigen Kantonen (z. B. Aargau) wird das Schwarzkehlchen inzwischen als „Gewinner“ unter den Kulturlandvögeln betrachtet und kommt dort in rund einem Dutzend Paaren oder mehr vor.
Alpenrheintal / Ostschweiz: Bedeutende Vorkommen in Feuchtgebieten und Riedlandschaften (z. B. Kaltbrunner Riet). Langfristige Projekte dokumentieren dort kleine, teils schwankende Teilbestände.
Höhenlagen & geschlossene Wälder: weitgehend gemieden; die Art bleibt an offene, strukturreiche Bereiche gebunden.
Was können wir tun?
Lebensräume sichern und aufwerten
Extensivierung im Kulturland:
Späte Mahd, Mähfenster lassen
Reduzierte Düngung und Verzicht auf Pestizide
Erhalt von Altgrasstreifen, Brachen und blütenreichen Wiesen.
Strukturelemente fördern: Einzelsträucher, Hecken, Stangen, Weidezäune und andere Sitzwarten erhalten oder neu schaffen.
Feucht- und Moorgebiete schützen: Renaturierung von Rieden, Hoch- und Übergangsmooren, da diese für viele Bestände in der Schweiz Schlüssellebensräume sind.
Landwirtschaftliche Förderprogramme nutzen:
Teilnahme an ÖQV- und Biodiversitätsförderflächen-Programmen (Buntbrachen, extensive Wiesen, Saumstrukturen).
Regionale Artenförderungsprojekte (Vogelwarte/BirdLife) unterstützen, die gezielt strukturreiche Kulturlandschaften für Wiesen- und Brachenvögel schaffen.
Störungen minimieren
Betretungsverbote und Lenkung von Wegen in wichtigen Brutgebieten (v. a. Feuchtgebiete und Brachen) respektieren, Hunde in Brutzeit an die Leine nehmen.
Öffentlichkeitsarbeit: Besucher*innen auf empfindliche Bodenbrüter hinweisen.
Monitoring & Forschung unterstützen
Teilnahme an Brutvogelmonitoring-Programmen und Melden von Beobachtungen an ornithologische Plattformen (z. B. ornitho.ch) helfen, die Bestandsentwicklung des Schwarzkehlchens weiter präzise zu verfolgen.
Das Schwarzkehlchen ist ein charakteristischer Vogel extensiver, strukturreicher Kulturlandschaften und Moore. Es frisst überwiegend Insekten, brütet gut verborgen am Boden und ist in der Schweiz Standvogel bzw. Kurzstreckenzieher. Die nationale Rote Liste führt die Art als potenziell gefährdet (NT), doch hat sich der Schweizer Bestand seit den 1980er-Jahren erfreulich von rund 500 auf heute etwa 1 500–2 000 Brutpaare erhöht – eine seltene Erfolgsgeschichte unter den Kulturlandvögeln.
Dieser Erfolg ist eng an gezielte Schutz- und Extensivierungsmaßnahmen geknüpft und bleibt fragil: Nur wenn Brachen, extensives Grünland und reich strukturierte Landschaften langfristig erhalten und ausgebaut werden, kann das Schwarzkehlchen in der Schweiz weiterhin als Botschafter einer lebendigen Kulturlandschaft auftreten.