Teichrohrsänger - Acrocephalus scirpaceus
Der Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) ist ein unscheinbarer, aber faszinierender Singvogel, der zur Familie der Rohrsängerartigen (Acrocephalidae) gehört. Trotz seines eher schlichten Aussehens ist er ein wichtiger Bestandteil unserer Feuchtgebiete und beeindruckt Ornithologen wie Naturfreunde durch sein komplexes Verhalten, seinen anpassungsfähigen Lebensstil und seinen charakteristischen Gesang.
In den letzten Tagen hatte ich das Glück, den Teichrohrsänger bei der Fütterung seines Nachwuchs zu beobachten. Dies fotografisch festzuhalten war keine leichte Aufgabe, da die Teichrohrsänger oft gut versteckt im Schilf leben und ich die Vögel auf keinen Fall stören wollte. Trotzdem sind mir ein paar Aufnahmen gelungen.
Obwohl der Teichrohrsänger noch nicht als bedroht gilt, ist er stark abhängig von intakten Feuchtgebieten und gerät deshalb immer häufiger unter Druck. In der Schweiz leben circa 10`000 Paare. Der Rückgang solcher Lebensräume durch Trockenlegung, intensive Landwirtschaft oder Bebauung hat in manchen Regionen zu Bestandsrückgängen geführt. Schutzmaßnahmen wie die Renaturierung von Auenlandschaften und der Erhalt von Röhrichtzonen sind entscheidend für das langfristige Überleben der Art.
Der Teichrohrsänger ist etwa 12–14 cm groß und wiegt rund 10–15 Gramm. Seine Gefiederfärbung ist überwiegend bräunlich-oliv auf der Oberseite und hellbeige bis weißlich auf der Unterseite – eine ideale Tarnung in seinem bevorzugten Lebensraum zwischen Schilf und Rohrkolben. Auffällige Zeichnungen fehlen weitgehend, was ihn leicht mit anderen Rohrsängern wie dem Sumpfrohrsänger verwechselbar macht. Dennoch gibt es feine Unterschiede in Statur, Verhalten und Gesang, die eine Bestimmung ermöglichen.
Der Teichrohrsänger ist in weiten Teilen Europas und Westasiens verbreitet und ein typischer Brutvogel von Feuchtgebieten mit dichter Ufervegetation, insbesondere Schilfgürteln, Seggenrieden oder dicht bewachsenen Gräben. Er bevorzugt stehende oder langsam fließende Gewässer, in deren Nähe er sein Nest gut verborgen im dichten Pflanzenwerk baut.
Im Winter zieht er in den tropischen Teil Afrikas südlich der Sahara, wobei er auf dem Zug enorme Strecken zurücklegt. Diese jährliche Migration ist eine beachtliche Leistung für einen so kleinen Vogel und zeigt seine hohe Anpassungsfähigkeit und Überlebenskunst.
Der Teichrohrsänger ernährt sich überwiegend insektenfressend. Auf seinem Speiseplan stehen Fliegen, Mücken, Käfer, Spinnen, Raupen und andere kleine Wirbellose, die er geschickt zwischen Halmen, Blättern und Blüten aufspürt. Gelegentlich frisst er auch Beeren oder Samen, insbesondere vor dem Herbstzug zur Energieaufnahme.
Die Brutzeit beginnt etwa im Mai. Das Weibchen baut ein gut verstecktes Nest im Röhricht, das zwischen Halmen befestigt wird. Dort legt es 3–5 Eier, die etwa zwei Wochen bebrütet werden. Beide Eltern kümmern sich um die Fütterung der Jungvögel, die nach etwa zehn Tagen das Nest verlassen, aber noch weiter versorgt werden, wie auf meinen Bildern gut zu sehen ist.
m auffälligsten ist der Teichrohrsänger durch seinen Gesang, der aus einer schnellen Abfolge von kratzenden, pfeifenden und zwitschernden Lauten besteht. Häufig wiederholt er bestimmte Motive in leicht variierter Form. Der Gesang ist weniger melodiös als der mancher anderer Singvögel, aber sehr charakteristisch und oft mit Imitationen anderer Vogelarten durchsetzt. Er dient sowohl der Revierabgrenzung als auch der Anlockung von Weibchen.